Die Feldpost des Sebastian Kleinz

01.02.1915:

 „[…] Sehr geehrter Herr Lehrer! Von Schruhe wurde mir mitgeteilt, dass sich Herr Lehrer beschwert hätte, weil Kleinz leider noch nicht an seinen früheren Lehrer geschrieben hätte. Ich bitte Sie, sehr verehrter Lehrer, dieserhalb gütigst um Entschuldigung. Sehr oft dachte ich in diesen schweren Tagen an meinen guten früheren Lehrer und erinnerte mich Ihrer schönen Vorträge über unser Heer, denen ich immer begeistert zuhörte. Sie hatten doch damals schon geahnt, dass dieser Krieg so kommen mußte. Bis jetzt sind wir stetig siegreich geblieben und wenn Gott will, bleiben wir es weiterhin.“ […]

02.03.1915:

„Engländern standen wir bis jetzt nur einmal gegenüber und zwar bei Somaire u. Mairupt (Mitte September); sonst arbeiten wir nur mit Franzmännern. […] Es kostet jeden Tag ein paar Mann, die Franzmänner funken genau in unsere Gräben. Heute Abend wurden von einer Granate 2 Mann getötet und 2 schwer verwundet, so geht es aber jeden Tag. Natürlich schießen unserer 25er, 61er und besonders die 3.ter feste hinüber. Als mein Regiment noch vor Lauecourt (bei Roye) in Stellung war, statteten einige Leute der 8. Kompagnie, die nachts auf Vorposten kommandiert waren, den Franzosen Besuche ab, auch die Franz. kamen in unsere Vorpostenstellungen, brachten Wein und Tabak und einige Soldaten von uns trinken in der franz. Vorpostenstellung warmen Kaffe. Einige tauschten ihre Pfeifen mit frz. Ausrüstungsstücken gg. uns. Auf einmal  wurde die Sache gemerkt und strikter Befehl gegeben, daß diese Friedensverhandlungen unterbleiben müßten. Als nun am folgenden Abend wieder fünf Franzmänner unseren Vorposten besuchen wollten, mußten sie auf Befehl des Komp.Führers gefangen genommen werden, als sie (Franz.) ihr Urteil hörten, lachten sie. Sogar ein franz. Offizier unterhielt sich mit dem Komp.Führer der 8./117 Ltn. Gentz und soll auch gesagt haben, daß er wüßte, daß die Franzosen nur für die Ehre Englands kämpfen würden. Er bat, doch die Scheißerei sein zu lassen und lud auch den Ltn. Gentz ein, mit ihm zu kommen, was Letzterer jedoch nicht tat. Gentz mußte doch die Sache dem Regiment melden und bekam obendrein noch einen gehörigen aufs Dach von der Division. Oefters stehen solchen Erzählungen in den Zeitungen, denen man gar keinen Glauben schenken will; solche Sachen kommen aber vor. Unsere Truppen sind auch gar nicht mal so erbittert gegen die Franzmänner, es wäre uns lieber, wenn uns Engländer gegenüber ständen. Der Franzose ist ein guter Soldat und lässt sich nicht so leicht gefangen nehmen. Dieses Lob muss man ihm geben. Im Handgemenge unterliegen sie jadoch und reißen aus. […]“